Hüftwebgerät aus Guatemala

Dieses mobile Webgerät wird am oberen Endholz ( Kettbaum ) an einem Haken oder einem Baum befestigt. Mit einem Gurt am unteren Endholz ( Warenbaum ) wird das Webgerät um die Hüften gebunden. So können die Weberinnen mit ihrem eigenen Körper die Spannung der Kette regulieren. Wenn die Webarbeit unterbrochen werden muss, kann das Webgerät einfach abgenommen, eingerollt und zusammengebunden werden.

Mit dem Rückenbandwebgerät arbeiten fast ausschließlich Frauen und stellen so Teile ihrer bunten Trachten her, die sich in Farben, Motiven und deren Anordnung oft von Ort zu Ort unterscheiden.
Die Muster ( z.B. Blumen, Tiere, menschliche Gestalten oder geometrische Formen ) werden mit Hilfe von zusätzlichen Muster- und Lesestäben in die einfarbige oder gestreifte Kette eingelesen ( broschiert ), bevor der Schuss in der Grundfarbe erfolgt. Dabei sind die Musterfäden oft stärker als die Kettfäden und werden oft auch zu mehreren eingelegt, was eine reliefartige Struktur erzeugt.

Hüftwebgerät aus Guatemala

Die Techniken

Es gibt im wesentlichen drei verschiedene Einwebtechniken:
1. Die Broschierfäden werden bei geöffnetem Fach nur in die obere Kettfadenlage eingeschlungen und sind nur auf der Vorderseite zu sehen. Auf der Rückseite sieht man nur das Grundgewebe, oder es schimmern kleine Farbflecken durch, wenn der Musterfaden, der auf der Vorderseite flottiert, in bestimmten Abständen durch einzelne Kettfäden eingebunden wird.
2. Das Muster ist zweiseitig sichtbar, wobei der Musterfaden abwechselnd über und unter Gruppen von Kettfäden verläuft, und so auf der Rückseite das Negativ des Musters erscheint.
3. Bei dieser Technik werden die Musterfäden um die betreffenden Kettfäden geschlungen, sodass auf Vorder- und Rückseite das gleiche Muster zu sehen ist.

Gewebe mit dem Hüftwebgerät gewebt

Quellen / Weiterführende Literatur:
Rudolf und Helene Riedinger: Einfaches Weben – eine Anleitung nach den Mustern und der Technik der Indianer Guatemalas; Verlag Paul Haupt Bern und Stuttgart, 1980
Ann Hecht: Webkunst aus verschiedenen Kulturen. Färben, Spinnen, Weben – ein Querschnitt durch Techniken, Geräte und Material; Verlag Paul Haupt Bern und Stuttgart, 1991