Zur Geschichte des Webens

Wann man mit dem Weben begonnen hat, ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Auch die Frage ob das Spinnen, oder das Weben zuerst entwickelt wurde, lässt sich nicht abschließend beantworten. Die Herstellung von Stoff gehört sicher zu den wichtigsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte.  Das Stoffe aus vergänglichen Materialien hergestellt werden, macht die Erforschung der Textilgeschichte umso schwieriger.
Die ältesten bisher bekannten textilen Überreste sind ca. 30000 Jahre alt und stammen aus dem Kaukasus (Georgien). Verwendet wurden hier Flachs- und Brennnesselfasern.

Was bedeutet eigentlich „Weben“?

In unterschiedliche Gruppen werden die Längsfäden (Kettfäden) gleichzeitig angehoben oder gesenkt. In das „Fach“, den Zwischenraum zwischen hoch- bzw. heruntergestellten Fäden, wird ein Querfaden eingelegt (geschossen). Daher nennt man die Querfäden auch „Schussfäden“.

Die Stellung der Kettfäden wird verändert – die Fäden, die zuvor oben waren, werden nach unten gestellt und umgekehrt. So entsteht ein rechtwinkelig verkreuztes Gewebe. Hier liegt der Gegensatz zum Flechten, wo die Fäden schräg miteinander verschränkt werden.

Das Fach entsteht zwischen der oberen und unteren Lage von Kettfäden.
Gewebe mit Kett- und Schussfäden

Die Kettfäden liegen geordnet nebeneinander und laufen vom Weber weg. Sie bestimmen die Länge des späteren Gewebes, durch ihre Länge. Aus ihrer Anzahl ergibt sich die Webbreite.

Braucht man unbedingt einen Webrahmen / Webstuhl?

Es gibt Webtechniken, die keinen Webrahmen oder Webstuhl benötigen (z.B. das Brettchenweben). Allerdings kann auch für diese Techniken einen Webrahmen benutzen, was verschiedene Vorteile mit sich bringt.

Eine kurze Geschichte der Entwicklung der Webstühle

Der Webstuhl / Webrahmen löst das Problem, dass die Kettfäden geordnet nebeneinander liegen und gleichmäßig gespannt werden sollen, so dass es möglich wird, die Schussfäden rechtwinklig zu verkreuzen und ein gleichmäßiges Gewebe herzustellen. Um die Fäden zu spannen haben sich in unterschiedlichen Kulturen, abhängig von den vorhandenen Ressourcen und dem technischen Wissensstand, verschiedene Systeme entwickelt:

Die Anfänge

In Europa ist die Verwendung von Gewichtswebstühlen in der Jungsteinzeit nachgewiesen. Bis in die römische Antike war der Gewichtswebstuhl wahrscheinlich das einzige benutzte Webgerät in Europa.
In Ägypten gab es schon ca. 2000 v. Chr. einen Hochwebstuhl, den vermutlich die Römer nach Europa brachten. Hochwebstühle werden in Europa seit langem für die Bildweberei verwendet.

Schon im Altertum stellten die Chinesen Seidenstoffe her und brachten sie über die Seidenstraße bis zum Mittelmeer. Die Herstellung blieb allerdings lange Zeit ein streng gehütetes Geheimnis. Über die Entwicklung der orientalischen Weberei ist daher nicht viel bekannt. Vermutlich brachten die Araber/Mauren im frühen Mittelalter den dort unter anderem verwendeten Lendenwebstuhl aus dem Osten nach Mitteleuropa.

Der nächste Schritt

Eine Weiterentwicklung des Lendenwebstuhls war der Grubenwebstuhl. Bei diesem Webstuhl wurden erstmals Schäfte verwendet, deren Stellung mit den Füßen verändert werden konnte. Neu war außerdem die Verwendung eines Webkamms (auch Webblatt oder Riet), der die Kettfäden einerseits die Kettfäden in ihrer Lage hielt und es gleichzeitig ermöglichte den Schussfaden gleichmäßig in das Gewebe zu drücken.

Für den Schussfaden entwickelte sich das Schiffchen vom einfachen Holzstab, auf den der Faden aufgewickelt wurde, zum Weberschiffchen mit integrierter Spule.
Im Mittelalter entsteht der Trittwebstuhl, als Weiterentwicklung des Grubenwebsuhls. Das Fach wird wieder über Schäfte gebildet, die mit den Füßen in die unterschiedlichen Stellungen gebracht werden. Anstatt eines Web-Schwertes oder Kamms wird nun ein neuer Teil des Webstuhls, die Lade, der Faden angeschlagen.

Der Feinschliff

1733 erfand John Kay den Schnellschützen, der die Geschwindigkeit des Webens fast verdoppelte. Jedoch wurden die Fäden bis weit ins 18. Jahrhundert von Hand gesponnen. 4-10 Spinner arbeiteten für einen Weber, um ihm für seine Arbeit genug Garn liefern zu können. (Mehr zum Stichwort "Garnhunger")

Schnellschütze mit Weberschiffchen mit integrierter Spule

Mit der Erfindung der mechanischen Spinnmaschine (Spinning Jenny) 1767 wurde der Spinnprozess wesentlich produktiver. Nun reichte ein Spinner, um einen Weber mit genügend Material zu versorgen.
1785 erhielt Edmond Cartwright ein Patent auf einen mechanischen Webstuhl. Durchsetzen konnte sich seine Erfindung allerdings erst ab ca. 1830.