Handspindeln

Handspindeln

Heutzutage kennen die meisten Menschen Spindeln nur noch aus Märchen wie Dornröschen. Dank der oftmals falschen Darstellung in Märchenbüchern vermuten die Leser allerdings hinter diesem Begriff ein Spinnrad.
Handspindeln sind seit dem 6. Jahrtausend vor Christus bekannt – der ältesten Funde stammen aus Griechenland.

Aufbau und Funktion

Eine Handspindel besteht in der Regel aus zwei Teilen – dem Spinnschaft und dem Spinnwirtel.
Der Schaft ist ein üblicherweise aus Holz gefertigter Stab, an dem der Wirtel, also das Schwunggewicht aufgesteckt ist. Je nach Position des Wirtels, am oberen oder unteren Ende des Schaftes, handelt es sich um eine Tief- oder Hochwirtelspindel. Die Tiefwirtelspindeln waren dabei insbesondere in Europa weit verbreitet. Hochwirtelspindeln, die überwiegend aus Asien und Ägypten bekannt sind, benötigen zusätzlich am oberen Ende einen Haken.
Eine Sonderform der Spindeln sind die Akha-Spindel, bei denen der Wirtel genau in der Mitte des Schaftes sitzt.

Replik eines römischen Spinnwirtels aus Ton

Technik

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten mit Handspindeln zu spinnen.
Um mit einer Fallspindel zu spinnen, hält der Spinner den Faservorrat in der einen Hand, versetzt mit der anderen Hand die Spindel in Drehung und lässt diese los. Durch das Schwunggewicht behält die Spindel die Drehung eine ganze Weile aufrecht und der Spinner kann den Faden entwickeln, bis die Drehung endet, oder die Spindel am Boden ankommt. Nun muss der Spinnvorgang unterbrochen werden, um den Faden aufzuwickeln.
Damit die Drehung möglichst lange andauert, ist der Spinnwirtel meist größer und schwerer, als bei anderen Spindelarten. Durch das Gewicht eignen sich Fallspindeln daher nicht gut für kurze oder fragile Fasern.

Eine Fallspindel mit Schaft und Wirtel aus Holz

Um besonders feine Garne spinnen zu können, eignen sich besonders Standspindeln. Hierbei werden die Spindeln mit der Spindelspitze am unteren Ende aufgestützt und gedreht. Um eine bessere Kontrolle über die Bewegung der Spindel zu haben, nutzt man häufig kleine Schalen, in denen die Spindeln gedreht werden. Die Spindeln sind am unteren Ende häufig angespitzt, um die Reibung in der Schale möglichst zu minimieren. Da durch diese Vorgehensweise kaum Gewicht auf dem Faden lastet, können mit Standspindeln sehr kurze Fasern verarbeitet werden.

 

Standspindel mit Teller